Verbundenheit mit dem Kiez.
Gentrifizierung - was war das für mich vor Kurzem noch? Ein sozio-politischer Schlüsselbegriff (oder laut Wikipedia auch ein sozio-ökonomischer), der wie eine düstere Regenwolke über dem Kreuzberger Alltag hängt. Keines-wegs unbeachtet aber mir bislang doch irgendwie fern, wenngleich sich auch in meinen Augen in den letzten Jahren ein demografischer Wandel in unserem Kiez abgespielt hat. Menschen kommen und gehen.
Nun betraf es auch mich. Was ich vorher schon erahnen konnte, zog mir nun doch den Boden unter den Füßen weg angesichts des rauen Klimas auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Ein Produkt der freien Marktwirtschaft, in dessen weitläufigen Grenzen auch im 21. Jahrhundert teilweise noch sexistische und rassistische Kriterien bei der Wohnungsvergabe gelten und das Budget da-rüber entscheidet, wer sich Kreuzberger nennen darf.
Jetzt lebe ich mich in Steglitz neu ein, meine Wut auf Menschen aus besserverdienenden Schichten und ihre Kategorisierungen ist mir inzwischen zuviel geworden. Denn ich weiß: Auch wenn ich jetzt nicht mehr in Kreuzberg wohne, so wird nach 20 Jahren immer ein Stück Kreuzberg in mir wohnen. Denn die Selbstidentifizierung mit dem Kiez ist nicht käuflich. Es ist das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit, welches auch in mir lebt, und unsere offene, nicht isolierte Gemeinschaft im Herzen Berlins ausmacht.
Es ist, was unsere Kirchengemeinde im Herzen Kreuzbergs und alle, die in ihr wirken, ausmacht. Es ist Verbundenheit. Und die möchte ich auch weiter leben und stärken. (Dorian Powalla)