Ismond Rosen Triptychon Christus im Holocaust 72dpi 

Am Bußtag 1996 wurde das Triptychon „Christus im Holocaust“ von ISMOND ROSEN, einem jüdischen Bildhauer aus London, der Kirchengemeinde im Beisein des damaligen Bischofs Huber als Geschenk in Berlin übergeben.

Es war der Wunsch ROSENS, dass sein Hauptwerk "CHRISTUS IM HOLOCAUST" in einer Kirche in Deutschland zur Aufstellung kommt.

ROSEN schreibt selbst über das Werk: "Wenn Jesus während des Holocaust als Jude in Europa gelebt hätte, wäre er sicher von den Nazis auf schändliche Weise umgebracht worden. Eine der wesentlichen Lehren, die aus dem Holocaust zu ziehen sind, ist die Erkenntnis, dass das Christentum und die christlichen Kirchen für den Antisemitismus und alle Formen rassischer und religiöser Verfolgung in großem Maße anfällig sind.“

Das Triptychon ist während der normalen Öffnungszeiten der Heilig-Kreuz-Kirche zu besichtigen.

 

Ismond Rosen – Künstler und Psychoanalytiker
Der englisch-jüdische, ursprünglich aus Südafrika stammende Künstler und Psychoanalytiker Ismond Rosen wurde 1924 in Johannesburg geboren. Sei­ne jüdischen Eltern waren vor den antisemitischen Pogromen im zaristischen Russland nach Südafrika geflohen. Seine künstlerische Begabung als Bildhauer zeigte sich schon
in frühester Kindheit und Jugend. Im Konflikt zwischen Medizin und Kunst entdeckte er, dass er beides in seinem Leben verwirklichen konnte. Nach dem Medizinstudium in Südafrika wollte er sich 1951 in England weiter entwickeln. Zunächst studierte er an der Ecole des Beaux Arts in Paris Bildhauerei und Aktzeichnen, war aber vor allem Autodidakt. Er wurde ein bedeutender Psychiater und Psychoanalytiker, arbeitete in führenden Londoner Krankenhäusern und Zentren für Psychotherapie, führ­te eine psychotherapeutische Privatpraxis und schuf gleichzeitig eine große Zahl von Kunstwerken – vor allem Skulpturen aus Stahl, Eisen, Bronze, Marmor, Holz, aber auch Gemälde, Lithografien und Radierun­gen, insgesamt über 500 Werke unterschiedlichster Techniken und Materialien. Seine Werke befinden sich weltweit in vielen Sammlungen. Ismond Rosen starb 1996 in London.

Das Triptychon „Christus im Holocaust“
Rosens künstlerisches Hauptwerk, das Triptychon „Christus im Holocaust“ (1992), war 40 Jahre lang im Entstehen. Dabei hat ihn besonders der Anteil der christlichen Kirchen an der Verfolgung und Vernichtung der Juden im Verlauf der Geschichte beschäftigt. Die Präsen­tation des Werkes in der Londoner St. Paul‘s Cathedral erregte großes Aufse­hen und kurz vor seinem Tod übereignete Ismond Rosen das Kunstwerk der Hei­lig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg. Es war sein Wunsch, dass das Triptychon „Christus im Holocaust“ in einer Kirche in Deutschland ausgestellt wird.

Ismond Rosen schreibt selbst über sein Werk „Christus im Holocaust“:
„Wenn Jesus während des Holocaust als Jude in Europa gelebt hätte, wäre er sicher von den Nazis auf schändliche Weise umgebracht worden. Eine der wesentlichen Lehren, die aus dem Holocaust zu ziehen sind, ist die Erkenntnis, dass das Christentum und die christlichen Kirchen für den Antisemitismus und alle Formen rassistischer und religiöser Verfolgung anfällig sind. In einer unsicheren Welt muss die enge Verbindung zwischen der jüdischen und der christlichen Ethik und Glaubenslehre noch enger werden, um eine zivilisierte Gesellschaft zu erhalten und um eine steigende Welle des Antisemitismus und andere Formen der Intoleranz zu bekämpfen.

In Erinnerung an den Holocaust sollen diese Skulpturen als Zeichen der Hoffnung in einer großen christlichen Kirche stehen. Der zerstörerischste Zeitabschnitt in der Geschichte der Menschheit soll nicht vergessen werden. Im schöpferischen Geist der Versöhnung soll die Erinnerung daran Christen und Juden aneinander binden in einer Welt, in der alle Menschen gleich geachtet werden.“



Das Triptychon „Christus im Holocaust“ ist gleichermaßen Anklage gegen den Antisemitismus und allen anderen Formen von Gewalt und Intoleranz wie auch ein Hoffnungszeichen auf Versöhnung.

Das Triptychon besteht aus drei Skulpturen. Links: The Revelation (Die Offenbarung), Mitte: Acroscity (Kreuzschande), rechts: Echo the Survivior (Echo der Überlebende)

The Revelation (Die Offenbarung) stellt einen fiktiven Moment im Leben Christi dar. Er erkennt seine wahre Identität. Da er Christus ist, ist seine Einsicht umfassend. Die Skulptur zeigt symbolhaft alle Stationen seiner bevorstehenden Passion.

Acroscity (Kreuzschande) ist eine Kombination von „Christus am Kreuz“ und dem Wort „atrocity“ (Schandtat). Christus als Jude wird hier nicht gekreuzigt, sondern gepfählt, um die falschen Werte der Nazizeit, die sich auch christlich maskierten, zu personifizieren.

Die verstümmelten und abstrakten Teile der Figur drücken die kalte, mörderische Wut des Holocaust aus. Der obere Teil stellt Christus dar. Der untere Teil steht auf dem Kopf und erinnert an die Kreuzigung des Heiligen Petrus. Jede Bedrohung des Judentums und der Juden ist gleichzeitig eine Bedrohung des Christentums und der Kirchen.

Echo the Survivior (Echo der Überlebende) feiert das geistliche Durchhaltevermögen und Überleben auch nach der schlimmsten Grausamkeit und Zerstörungswut der Menschheitsgeschichte. Aus jüdischer Sicht haben die Überlebenden des Holocaust die Fähigkeit eines alten Glaubens und eines Volkes erwiesen, Völkermord in moralischer und geistiger Ungebrochenheit durchzustehen. Die Bande, die den toten Christus einhüllen, bersten beim Abstieg vom Kreuz. Der Leib erhebt sich königlich als Zeichen der unbesiegbaren Wiedererstehung des Geistes. Die unzerstörbaren geistigen Werte der Menschheit werden durch die hervorstehenden Stahlgerüste innerhalb der Figur symbolisiert.


 

 

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